Ein paar Hundekuchen als Honorar

Die neunjährige Belgische Schäferhündin Nera schätzt ausgiebige Spaziergänge an der Seite von Frauchen Heide Mövius. Besonders liebt sie es, auf der Hundewiese im Niendorfer Gehege dem Bällchen nachzujagen, das sie unermüdlich apportiert.

Die Leine braucht Nera in aller Regel nicht, denn sie besucht auch heute noch regelmäßig die Hundeschule, betreibt aktiv Hundesport und folgt zuverlässig Frauchens Kommandos. Im Grunde ist Nera ein ganz normaler Hund, wie Tausende andere in der Stadt, wäre da nicht Frauchens soziales Engagement.

Heide Mövius ist nämlich Gründungsmitglied des „Lichtblick Hamburg e.V.“, einer Organisation ehrenamtlicher Helfer für alte und einsame Menschen in der Hansestadt. „Lichtblick“ ist da, wenn Angehörige oder Freunde nicht oder nicht ausreichend in der Lage sind, menschliche Zuwendung und Nähe zu geben. Bei ihren regelmäßigen Besuchen in den Alten- und Pflegeheimen immer an ihrer Seite: Nera, die von den Seniorinnen und Senioren zumeist schon ungeduldig erwartet wird.

Für Ingrid Prehn (76) sind Neras Besuche eine willkommene Abwechslung. Die Rentnerin, die keine Angehörigen mehr hat und selbst viele Jahre einen Belgischen Schäferhund hatte, bekäme ohne die ehrenamtlichen Helfer vom „Lichtblick“ wohl nur noch ganz, ganz selten Besuch.

Für ihre vierbeinige Freundin hat die Rentnerin immer ein paar Hundekuchen im Haus, für die Nera gerne auch mal Pfötchen gibt. Die freundliche „Belgierin“, deren seidiges, schwarzes Fell um die Nase herum schon etwas grau geworden ist, hat in ihrer fünfjährigen Karriere als „Altenpflegerin“ so manche Tat vollbracht, an der ihre zweibeinigen Kollegen gescheitert sind. „Es gab da einen alten Herrn“, erinnert sich Heide Mövius, „der hat mit niemandem mehr gesprochen und wollte nicht einmal mehr aus dem Bett aufstehen.“ Neras regelmäßige Besuche gaben ihm wieder Auftrieb und Lebensmut.

Allmählich begann der 90-jährige mit der zutraulichen Hündin zu sprechen, bis er schlussendlich auch wieder bereit war, sich seinen Mitmenschen gegenüber zu öffnen. „Für den Hund ist das harte Arbeit“, erklärt Heide Mövius, „und nach einer Stunde im Pflegeheim braucht Nera mindestens eine Stunde ausgiebiges Toben ohne Leine!“

Die engagierte Hundehalterin ist daher auch gar nicht begeistert, wenn sie an das geplante neue Hamburger Hundegesetz denkt. Sie befürchtet eine Verschärfung der bestehenden Hundeverordnung, die schon jetzt die Möglichkeiten, einen Hund artgerecht zu halten, sehr einschränkt. „Jahrzehntelang wurden freilaufende Hunde in Hamburgs Grünanlagen toleriert und Menschen mit und ohne Hund konnten dort ihre Freizeit in freundlichem Einvernehmen verbringen“. Die Hamburgerin versteht nicht, warum das nicht mehr möglich sein soll, denn seit geraumer Zeit können Hundehalter, die ihre Vierbeiner in öffentlichen Grünanlagen nicht anleinen, vom Städtischen Ordnungsdienst (SOD) zur Kasse gebeten werden.

Sicher vor den Ordnungshütern sind die über 30.000 Hundesteuerzahlenden Bürger/innen nur auf den zumeist unzureichenden und nicht selten viel zu kleinen offiziellen Freilaufflächen, von denen es nicht einmal in jedem Hamburger Stadtteil wenigstens eine gibt. Deshalb sind Nera und ihr Frauchen auch auf das Auto angewiesen, um eine der wenigen, wirklich geeigneten, Hundewiesen zu erreichen, damit die zierliche Hündin auch zukünftig ihre Besuche bei alten und einsamen Menschen so freundlich, ausgeglichen und souverän meistern kann.

Übrigens, Nera sucht noch Kollegen, die gemeinsam mit ihren Menschen bereit sind, Bedürftigen durch regelmäßige, ehrenamtliche Besuche hin und wieder einen „Lichtblick“ zu schenken.

Kontakt: Heide Mövius, Telefon: 553 14 77.

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