Tiere zum Fest

Das Personal in den Tierasylen zittert bereits dem unausbleiblichen Einlieferungsboom nach dem Fest der Liebe entgegen, das allzumal ein Fest der Erpressung wird.

Die grauenhafte Kristallvase der hämischen Erbtante „prominent“ im Wohnzimmer etablieren zu müssen, bis zu deren unseligem Ende – (dem der Tante) – ist ein Akt der Erpressung. Aber es ist auch ein Akt menschlicher Armseligkeit, sich um der Erbschaft willen damit abzufinden. (Soll’n sie doch pfeifen auf die Kohle!) Der Vase jedenfalls ist es egal, wem sie irgendwann, bebend vor Angst vor der eigenen Kühnheit, aus der Hand fällt.

Hundertmal habe ich in Bitterkeit beschrieben, warum es den Tatbestand schwer Tierquälerei erfüllt, Ahnungslosen ein lebendes Tier zu schenken, immer wieder ausgeführt, warum das so ist und dass der Schenkende der größte Übeltäter ist, weil er entweder eiskalt wie ein Gletscher ist, der vielleicht sogar seine Freude an dem nun folgenden Chaos im Haus des Gastgebers hat; (der seinerseits mit Mühe die Contenance behält, wo doch Gast neben Gastgeschenk der Eintritt verwehrt werden sollte, um dergleichen einfürallemal zu begegnen). Oder aber der mit dem Hündchen oder Kätzchen mit den Schleifchen über den angstvollen Augen ist so dumm, dass man ihn nicht allein auf die Straße lassen dürfte. Er kann sich einfach nichts vorstellen!

Nein, die Geschichten von den verstörten kleinen Tieren angesichts des Weihnachtstrubels, der lauten Stimmen, der schmerzhaften Geräusche und Gerüche, der vielen falschen oder überbordenden Zärtlichkeiten werden nicht wiederholt. Nicht von mir. Auch nicht die Albträume von Geschehnissen der folgenden Tage. Vom Hass, der sich ganz rasch auf das Geschenk entlädt, statt auf den Schenkenden. Keine Geschichte mehr von den ratlosen Ängsten der unschuldigen Würmchen, denen ihr Stoffwechsel meist zum endgültigen Verhängnis wird.

Nein, ich erkläre jetzt mal kategorisch, wann und wem ein Tier – Hund oder Katze zumeist – geschenkt werden darf und wem nicht.

1. Keine Überraschung! Die Aufnahme von Tieren, besonders jungen, im Haushalt braucht vorbereitende Maßnahmen.

2. Niemals vor oder während irgendwelcher Fest- oder Fiertage. Der neue Hausgenosse braucht Ruhe und stille Zuwendung.

3. Art und Größe des „Geschenks“ müssen vorher abgesprochen werden.

4. Der Beschenkte muss noch fit in Kopf und Gliedern sein, um die Arbeit leisten zu können, die ihn in den nächsten 15 Jahren durch Aufzucht und Pflege des neuen Familienmitglieds erwarten kann.

5. Wohnungsinhaber müssen sich vorher kundig gemacht haben, ob der Hauswirt so gnädig ist, Tierhaltung zu erlauben, und

6. muss der Beschenkte finanziell und von der Freizeit her in der Lage sein… usw.

Wenn dem aber so ist – nämlich alles in Ordnung und in geordneter Erwartung – warum hat der Beschenkte sich nicht selbst kundig gemacht und sich umgesehen nach einem passenden Gefährten?

Sicher hätte er doch, wenn er wirklich gewollt hätte. Es gibt keinen Grund, warum er dann nicht schon längst…

Und damit fallen alle mühsam dargestellten Gründe, die so eine blöde Schenkidee vielleicht doch ermöglichen könnten, einfach weg und in sich zusammen.

Resumee:
Tiere verschenkt man unter gar keinen Umständen. Zum Leben mit einem solchen Lebensbegleiter gehört die gebührend lange Zeit der Vorbereitung, des Zweifels und die endlich gewonnene Erkenntnis, dass man wirklich sein Leben in dieser Richtung verändern will. Dies und die zaghafte Suche nach allen Richtungen, die jetzt folgt, des Sortieren der erwünschten und unerwünschten Ratschläge. Schließlich die Entscheidung für diesen und keinen anderen: Das hat jedermann selbst zu bewältigen und sich verdammt viel Zeit dabei zu lassen. Tiere sind keine Geschenke. An 364 Tagen im Jahr.

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