Hunde-Demo erregt Aufmerksamkeit

Bilanz der Protestveranstaltung für ein tier- und bürgerfreundliches

Hundegesetz in Hamburg

Die vom Hamburger Tierschutzverein (HTV) initiierte Protestkundgebung mit anschließender Demo am Samstag, 1. September 2012, durch die Hamburger Innenstadt hat viel Aufmerksamkeit erregt. Gemeinsam mit anderen Vereinen – darunter bmt, Dogsguard und Vier Pfoten – nahmen die Vertreter von HTV und Hunde-Lobby die Gelegenheit wahr, viele interessierte Menschen über die Ungerechtigkeiten des Hamburger Hun-degesetzes aufzuklären. Gleichzeitig traten viele Hundehalter, die aus den umliegenden Bundesländern mit ihren Listenhunden gekommen waren, den Gegenbeweis zu der im Hamburger Hundegesetz festgeschriebenen unwiderlegbaren Gefährlichkeit von Pitt Bull, Bullterrier & Co. an.

Auf dem Gehard-Hauptmann-Platz wurden emotionale Reden gehalten: von Manfred Graf, dem ersten Vorsitzenden des HTV, und von Jule Thumser, der ersten Vorsitzenden der Hunde-Lobby, die den fehlenden Sachverstand und die fehlende Kooperationsbereitschaft der Politik besonders anprangerte: „Noch vor ein paar Jahren dachte ich, Politiker seien vernunftbegabte Wesen, die im Sinne des Gemeinwohls tätig werden, aber da habe ich mich wohl getäuscht“. Aber auch Hundehalterinnen und Hundehalter kamen zu Wort, die die Unzulänglichkeiten des Gesetzes tagtäglich zu spüren bekommen.

Beim Protestmarsch rund um den Hauptbahnhof und durch die belebte Mönckebergstraße blieben die Passanten stehen, nahmen das Infomaterial der Tierschützer und Hundefreunde entgegen und nicht wenige spendeten sogar Applaus. Kaum einer hatte kein Verständnis für den Zweck der Demo. Und wenn doch, handelte es sich dabei um Personen, die durch die Sperrung der Straßen Umsatzeinbußen befürchteten. Im Anschluss an den Protestumzug fesselte Frank Weber, Leiter des Franziskus-Tierheims und VOX-Tierschutzexperte, mit einer bewegenden Rede die Teilnehmer. Seine Bilanz nach Jahren des Tierschutzes: „Der Umgang mit Tieren ist noch grausamer und unmenschlicher geworden“.

 

Doch die Veranstaltung warf auch ein trauriges Licht auf Hamburgs Hundehalter: Wie Jule Thumser in ihrer Rede erklärte, leben mehr als 50.000 Familien und Singles in dieser Stadt, die sich für ein Leben mit dem besten Freund des Menschen entschieden haben. In Anbetracht dieser Zahl ist es sehr verwunderlich und schon fast ein Armutszeugnis für Hamburgs Hundehalter, dass sich, laut Polizei, gerade einmal um die 300 Hundefreunde für Hamburgs Vierbeiner stark gemacht haben, von denen zudem einige aus den umliegenden Bundesländern angereist waren.

Da stellt sich die Frage, warum das so ist? Haben Hamburgs Hundehalter bereits vor der Politik kapituliert? Lassen sie sich so schnell klein kriegen und entmutigen? Leben wir heutzutage in einer Gesellschaft, in der man alles hinnimmt, nichts hinterfragt und keinen Wiederstand mehr leistet? Oder legen die Hamburger einfach eine die-Anderen-machen-das-schon-Mentalität an den Tag?

Immerhin konnten rund 300 Zwei- und 180 Vierbeiner deutlich machen, dass sie die Willkür und den modernen Rassismus der Hamburger Politik nicht weiter hinnehmen wollen. Wenn wir in Deutschland eins gelernt haben sollten, dann das, dass Diskriminierung und politische Inkompetenz nie ein gutes Ende haben werden.

Fotos: Christian Ehrhorn

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