Sehr geehrte Frau Dinges-Dierig,
unsere Kinder – Sie werden es vielleicht nicht glauben, aber auch Hundehalter haben Kinder – sind von der Politik maßlos enttäuscht. Nicht nur, dass man Schulen schließt und Lehrerstellen streicht, auch wenn es um ihre vierbeinigen Freunde geht, werden sie nicht gefragt. In Sachen Kinderbeteiligung und Kinderrechte kann man in Hamburg wohl kaum von einer „modernen Stadt“ sprechen. Im Gegenteil, die Stadt unternimmt kaum etwas dagegen, dass Kinder zunehmend als wirtschaftliche Belastung – oder gar als Armutsrisiko – angesehen werden. Wen wundert es da, dass sich mehr und mehr junge Paare gegen Kinder entscheiden.
Doch wie sieht es tatsächlich mit der Beteiligung der Kinder aus, wenn es um ihre berechtigten Interessen und Wünsche geht? Ist es nicht vielmehr so, dass immer noch Eltern und Politiker über die Köpfe der Kinder hinweg entscheiden? In Bezug auf das neue Hundegesetz wurde zumindest kein einziges Kind nach seiner Meinung gefragt. Vielmehr wird den Eltern durch die Medien eingebläut, dass Hunde beißen und gefährlich sind. Mit der Folge, das schlecht informierte Eltern die in aller Regel unbegründete Angst vor Hunden an ihre Kinder weiter geben. Das ist eine Form von Gewalt, vor der Kinder geschützt werden sollten, denn Kinder haben das Recht, gewaltfrei aufzuwachsen.
Wir fordern, dass gesetzlich, eindeutig und unmissverständlich klargestellt wird, dass unsere Kinder angstfrei – auch vor Hunden – zu erziehen sind. Gerade die Formulierung „Kinder müssen vor Gefahren und Hunden geschützt werden“ ist widersprüchlich. Natürlich müssen Gefahren von Kindern abgewehrt werden, aber im Umgang mit Hunden lernen Kinder auch Rücksicht, Fürsorge und Verantwortung – jene Tugenden, die in unserer Gesellschaft nicht mehr selbstverständlich vermittelt werden.
Kinder erfahren Hunde nicht nur als Tröster bei Konflikten, die sie mit anderen Kindern oder
Erwachsenen haben. Wissenschaftliche Studien belegen, dass Jugendliche, die mit Hunden aufwachsen, weitaus seltener kriminell oder drogenabhängig, sondern eher mitfühlender und kontaktfreudiger gegenüber ihren Mitmenschen werden.
Kinder lieben Hunde
Wir fordern deshalb: Stoppen Sie das unsinnige Hundegesetz, das Leinenzwang mit mehr Sicherheit verwechselt. Nehmen Sie den Kindern dieser Stadt nicht die Chance, in Freiheit mit ihren vierbeinigen Freunden aufzuwachsen bzw. unbekümmert Kontakt zum besten Freund des Menschen aufzunehmen.
Tatsächliche Sicherheit vor vermeintlich gefährlichen Hunden, bringt ein Gesetz, das auf die Sachkunde des Halters abzielt. Tatsächliche Sicherheit vor Unfällen mit Hunden bringen aufgeklärte Kinder, die den richtigen Umgang und das Verhalten fremden Hunden gegenüber bereits im Kindergarten und in der Schule einüben konnten.
Darin liegt auch eine große Chance, denn Hunde im Schulalltag beeinflussen nicht nur die Unterrichtssituation, sondern auch ganz nachhaltig das Lernklima. So verbesserte sich das Unterrichtsklima in einer ersten Grundschulklasse durch die bloße Anwesenheit eines Hundes signifikant und nachhaltig. Die Kinder gingen lieber zur Schule und der soziale Zusammenhalt der Klasse stieg an. Sehr aktive Kinder (ADS) wurden ruhiger, zurückgezogene Kinder beteiligten sich stärker an Gruppenaktivitäten und der Aggressionspegel in der Klasse nahm ab. Der Hund wirkte als „sozialer Katalysator“. Gleichzeitig stieg die Aufmerksamkeit der Lehrerin gegenüber, die dadurch besser mit ihrer Klasse zurechtkam, ihre Unterrichtsaufgaben besser erfüllen konnte und somit selbst mit ihrer Arbeitssituation zufriedener wurde.
Eine parallel dazu durchgeführte psychologische Untersuchung unterstrich diese Ergebnisse und belegte, dass die Schüler der „Hundeklasse“ – im Vergleich zu einer Kontrollklasse ohne Hund – über ein weitaus höheres Selbstbewusstsein, mehr Verantwortungsgefühl und deutlich mehr soziale Kompetenz verfügten.
Obwohl sich die Diskussion um Schule fast ausschließlich um deren Organisation dreht, spielen in der Praxis Faktoren wie Lernfreude und Motivation – von Schülern und Lehrern – eine nicht zu unterschätzende Rolle. Dabei wird das Potenzial von Hunden und anderen Schultieren noch viel zu wenig genutzt. Hier gilt es, veraltete Vorschriften zu überwinden, denn ausgebildete Hunde, deren Besitzer solche Aufgaben gerne ehrenamtlich übernehmen würden, gibt es genug (beispielsweise von der Stiftung Tierschutz „Vier Pfoten“). Mit ihrer Hilfe wäre es möglich, den grauen Schulalltag in eine spannende Welt der Herausforderun-gen und Entdeckungen zu verwandeln.
Anliegend finden Sie Zeichnungen und Wünsche von Kindern, die bereits das Glück hatten, an einem Unterricht mit Hund teilzunehmen. Die Zeichnungen wurden uns freundlicherweise von Brigitte Stöber-Harries zur Verfügung gestellt. Frau Stöber-Harries ist pensionierte Lehrerin und Autorin zahlreicher Fachbücher über Hunde. Mit ihren beiden Hunden geht sie seit 30 Jahren ehrenamtlich in Schulen und Kindergärten und hat inzwischen unzähligen Kindern den richtigen Umgang mit Hunden vermittelt oder ihnen die Angst vor Hunden genommen. Bei ihrer Arbeit ist sie darauf angewiesen, dass sie von den Pädagogen eingeladen wird. Bedauerlicherweise hat es sich in Kreisen der Lehrer- und Erzieherschaft noch nicht weit genug herum gesprochen, welche Vorteile Tiere – insbesondere Hunde – im Unterricht mit sich bringen. Diesbezüglich besteht dringender Handlungsbedarf seitens der politisch Verantwortlichen. Wir fordern Sie daher auf, Unterrichtseinheiten mit Hunden in den Hamburger Grundschulen verbindlich einzuführen.
Wir bitten um Ihre persönliche Stellungnahme und verbleiben
mit freundlichen Grüßen
Hunde-Lobby e.V.
Hans-Jürgen Smertka-Kainzberger
2. Vorsitzender