verfasst von Manuela C. Jacobi
Aus der Hundeperspektive betrachtet, ist der Hamburger Dom ganz sicher ein „Katzendreck“ gegen das große Hundefest St. Wauli, das Fressnapf nunmehr zum zweiten Mal ausgerichtet hat. Nahezu 25.000 Besucher – häufig in Begleitung ihrer Vierbeiner – bewiesen bei sonnigem Mai-Wetter einmal mehr, dass selbst eine „geballte Ladung“ Hund nicht zwangsläufig zu Problemen führt.
Und wie schon bei der Auftaktveranstaltung im September 2007, kamen große wie kleine Zwei- und Vierbeiner auf dem Heiligengeistfeld wieder voll auf ihre Kosten. Ein buntes Programm aus Shows und Mitmachaktionen sorgte für Kurzweil. Während die Hamburger Rettungshundestaffeln von DRK und ASB eindrucksvoll unter Beweis stellten, welches Potential in Hunden steckt, demonstrierten die Zollhunde, was ihre feinen Nasen alles leisten können. So mancher Sofa-Wolf wird – inspiriert durch die Vorführungen seiner vierbeinigen Kollegen beim Dogdancing oder mit der Frisbee-Scheibe – Herrchen oder Frauchen demnächst vielleicht auch zum gemeinsamen Hundesport animieren. Auch wenn die Vierbeiner an diesem Mai-Sonntag im Mittelpunkt standen, war auch für die ganz jungen Zweibeiner gesorgt. Schön geschminkt mit einem niedlichen Hundegesicht, konnten sich die Kleinen auf diverseren Spiel- und Aktionsgeräten so richtig austoben.
Neben anderen Organisationen, wie beispielsweise dem Franziskustierheim, war auch die Hunde-Lobby wieder dabei, um Fragen zur Hundehaltung in Hamburg zu beantworten und das Hamburger Hundegesetz kritisch zu beleuchten. Dank Glücksrad und Ball-Wand kamen auch die Spendenbüchsen der Hunde-Lobby wieder kräftig zum klingen.
Die von Hunde-Lobbyist Michael Rockel moderierte Präsentation „Ein Hund ist ein Hund“, über die nicht nachvollziehbare Ungleichbehandlung verschiedener Hunderassen, verfolgten viele interessierte Hundehalter und -freunde. Sichtlich nachdenklich suchten nicht wenige anschließend den Dialog am Infostand der Hunde-Lobby.
Durch den engagierten Einsatz vieler Mitglieder wurde St. Wauli für die Hunde-Lobby erneut ein großer Erfolg! Das Rudel ist wieder größer geworden und etliche Besucher waren bereit, die Hunde-Lobby mit einer Spende zu unterstützen. Insgesamt also eine erfreulich positive Veranstaltung, die sicher auch dazu beigetragen hat, das Image von Hunden in der Öffentlichkeit zu verbessern.
Umfrage 2008
Wie schon im vergangenen Jahr hat die Hunde-Lobby das gut besuchte Hundefest für eine groß angelegte Umfrage genutzt. Hier die Ergebnisse:
61,1 Prozent der Befragten gaben an, keine Gehorsamkeitsprüfung (Hundeführerschein) mit ihrem Hund gemacht zu haben. Fast genauso viele Hundehalter (63,3 Prozent) finden, dass Hamburgs Auslaufzonen nicht artgerecht sind. Das könnte an dem vielen Unrat auf den Flächen liegen, denn ein gutes Viertel der Befragten findet, dass Auslaufzonen im Allgemeinen „schmutzig“ sind. Dieser Eindruck bestätigt sich in der Aussage von 54,4 Prozent: Es gäbe einfach nicht genügend Papierkörbe. Trotzdem scheinen dieselben Hundehalter ihre bevorzugte Fläche deswegen nicht zu meiden und wünscht sich lediglich etwas mehr „Komfort“. Über die Hälfte vermisst ausreichend Bänke. 64,4 Prozent klagt über fehlendes Wasser für die Hunde und stolze 72,2 Prozent geben an, dass „ihre“ Auslaufzone nicht ausreichend beleuchtet ist. 66, 67 Prozent tappen aber dennoch im Dunkeln und gaben ehrlich zu, die gesetzlichen Mitnahmeverbote und Anleinpflichten nicht oder nicht genau zu kennen. Vermutlich wurden deswegen fast 7 Prozent der Befragten schon einmal vom BOD erwischt und zu einem Bußgeld „verdonnert“. Dabei schwankten die gezahlten Bußgelder zwischen 10 und 500 Euro. Die Mehrheit der erwischten Hundehalte musste 65 oder 70 Euro für die Verletzung der Anleinpflicht berappen.
Weil ein Spaziergang mit unangeleintem Hund am See oder im Park richtig teuer werden kann, wünschen sich 86,67 Prozent der Befragten mehr Freilaufmöglichkeiten für gehorsamsgeprüfte Hunde. Unterstützt wird diese Einschätzung von 97,77 Prozent, die die Freigabe der öffentlichen Grün- und Erholungsanlagen in allen Bezirken fordern. 83,33 Prozent wünschen sich konkret eine Freigabe der Grünanlagen wie sie im Bezirk Wandsbek problemlos praktiziert wird. Der Umstand, dass von 105 Stadtteilen 47 Stadtteile gar keine Auslaufzone haben, wird von 97,78 Prozent als „nicht artgerecht“ beurteilt. Alles in allem scheinen Hamburgs Hundehalter unzufrieden zu sein, denn 98,89 Prozent sind der Meinung, dass der Hamburger Gesetzgeber die Rechte von Hund und Halter stärken und die Interessen von Hundehaltern zukünftig mehr berücksichtigen sollte. 84,44 Porzent wünschen sich ganz konkret eine Änderung der verfehlten Hundepolitik: So sollte beispielsweise auch den Haltern der bislang als unwiderlegbar gefährlich geltenden Rassen die Möglichkeit eingeräumt werden, die Ungefährlichkeit und das friedliche Wesen ihres Hundes beweisen zu können. Ein Votum, dass ganz deutlich zeigt, dass Hundehalter verstanden haben, dass man Hunde nicht aufgrund Ihrer Rasse vorverurteilen darf. Man darf nur hoffen, dass der Ruf nach Chancengleichheit endlich auch von Hamburgs Politikern wahrgenommen und entsprechend umgesetzt wird.