II. Hamburger Hundesymposium

Hunde in der Großstadt – quo vadis?

Wenn es den Mitgliedern der Hunde-Lobby Hamburg – nach langem Hin und Her – bedauerlicherweise auch nicht gelungen war, den Tierschutzpolitischen Sprecher der CDU-Bürgerschaftsfraktion, Michael Fuchs, und den Chef des Hamburger Tierschutzvereins, Wolfgang Poggendorf, zur Teilnahme am II. Hamburger Hundesymposium zu bewegen, so war die Veranstaltung am 8. März 2005 dennoch ein großartiger Erfolg.

Moderiert von der bekannten Journalistin und Hundebuch-Autorin Katharina von der Leyen (m), diskutierten (v.l.n.r.) Michael Rockel (Rechtsanwalt), Brigitte Stöber-Harries (Pädagogin und Hundebuch-Autorin), Michael Grewe (Canis Zentrum für Kynologie), Christian Maaß (GAL), Dr. Andreas Dressel (SPD) und Walter Töpfer (Tierschutz Partei) knapp drei Stunden lang vor voll besetztem Saal im Gästehaus der Uni über die Zukunft des Hundes in der Großstadt.
Nachdem sich zum Auftakt der Veranstaltung der SPD-Bürgerschaftsabgeordnete Dressel als Hundefreund „geoutet“ hatte und der Vertreter der GAL-Bürgerschaftsfraktion am liebsten den Fraktionshund als Bespiel für einen gut erzogenen Hund vorgeführt hätte, waren die derzeit bestehende wie auch die geplante zukünftige Hundeverordnung genauso Thema wie die Grünanlagenverordnung, Hundekot oder die Probleme mit dem SOD. Dabei zeigten sich die beiden Oppositions-Politiker sehr aufgeschlossen gegenüber den Argumenten der Hunde-Experten und bedauerten einhellig das Fernbleiben eines Vertreters der Regierungspartei.

Sehr schnell wurde deutlich, dass nicht der Hund als solcher für mögliche Probleme verantwortlich zu machen sei, sondern in jedem Fall der Halter. Daher sei es auch angeraten, statt einer Hundeverordnung besser eine Hundehaltungsverordnung bzw. ein entsprechendes Gesetz zu erarbeiten. Brigitte Stöber-Harries gab in diesem Zusammenhang auch zu bedenken, dass immer neue Regelungen letztendlich keinen neuen Hund schaffen würden und hielt ein engagiertes Plädoyer für den Hund als besten Freund des Menschen. Sie appellierte an alle Hundehalter mit Rücksicht und gutem Beispiel voran zu gehen. Michael Grewe zeigte sich skeptisch zum Thema Sachkundenachweis, weil ein solcher nichts über das Verantwortungsbewusstsein des jeweiligen Hundehalters aussage. Ein einfach gestrickter Mensch könne dabei sehr wohl verantwortungsvoll mit seinem Hund umgehen, gleichwohl aber beim Nachweis seiner Sachkunde vor unüberwindliche Probleme gestellt werden.

Die Idee von Christian Maaß, über eine temporäre Freigabe der Grünanlagen für freilaufende Hunde nachzudenken, wurde zunächst aus dem Publikum belächelt, da der Eindruck entstanden war, Hundehalter sollten zukünftig nur noch bei Dunkelheit mit ihren Hunden in den Grünanlagen spazieren gehen. Mit einer weitreichenden Freigabe der Grünanlagen beispielsweise im Winterhalbjahr, hätten die Hundehalter zumindest ein großes Stück der Jahrzehntelang gängigen Praxis von vor 2000 zurück gewonnen. Die Erfahrungen von Brigitte Stöber-Harries mit ihren mitlaufenden Hunden, führte dann sogar zu der Idee, ähnlich wie bei Radlern, Hundewanderwege auszuweisen. „Wenn ich mit meinen Mitläufern immer nur im Kreis auf der Hundewiese laufe“, so die Hundeexpertin, „dann grenzt das auch für mich schon an Hospitalismus“.

Nach der Pause hatte das Publikum Gelegenheit, in die Diskussion einzusteigen. Die Wortbeiträge der verschiedenen Hundehalter/innen machten deutlich, dass sich das Klima in der Hansestadt seit 2000 erheblich verschlechtert hat. Viele fühlten sich – angeheizt durch Medienberichte – diskriminiert und als Menschen zweiter Klasse, nur weil sie sich für ein Leben mit Hund entschieden haben. Auch die Probleme mit der bestehenden Grünanlagenverordnung und dem SOD kamen immer wieder zur Sprache. Für so manchen Hundehalter sei es nur schwer einsehbar, warum einige Grünflächen – beispielsweise entlang der Bille – hinsichtlich freilaufender Hunde überhaupt unter dem Schutz der Grünanlagenverordnung stünden. Viele Hundehalter/innen beklagten zudem, dass sie – obwohl immer bemüht, Rücksicht auf unbeteiligte Bürger zu nehmen – häufig unter der Rücksichtslosigkeit eben dieser Mitmenschen zu leiden hätten.

In seinem Schlusswort, bedauerte Walter Töpfer, dass sich die Hundehalter nicht auch bundesweit enger zusammenschließen, um gemeinsam gegen Behördenwillkür vorzugehen.
Andreas Dressel zeigte sich betroffen vom Ausmaß der Diskriminierung: „Wie die Situation von Ihnen nach 2000 empfunden wurde, hat mich erschüttert, weil ich das so bislang nicht wahrgenommen habe und man so etwas auch nicht in der Bild-Zeitung liest“, sagte der SPD-Vertreter. Im Rahmen der Möglichkeiten als Opposition sagte Dressel zu, dass eine neue Hunde(halter)verordnung/ein neues Hundegesetz im Dialog mit der Hunde-Lobby Hamburg entwickelt werden müsse.

Dem schloss sich auch Christian Maaß an: „Für Hamburg steht ein neues Hundegesetz an. Da ist es wichtig, den Sachverstand, den Sie haben, in das Gesetzgebungsverfahren einzubringen. Das betrifft auch die Grünanlagenverordnung. Hier ist deutlich geworden, dass gravierende Defizite wahrgenommen werden und es müssen Ideen entwickelt werden, zusätzliche Möglichkeiten zu schaffen, um den illegalisierten Zustand in den Grünanlagen ändern zu können.“

Michael Grewe empfand es als mutig von den beiden Politikern, trotz der emotionalen Grundlage, die seitens der Hundehalter zu erwarten war, so eine Diskussion anzugehen. „Ich finde Sie beide sehr jung „, so der engagierte Hundetrainer, „für Politiker sind beide noch nicht so ‚abgewichst‘! Es kamen keine Phrasen und ich habe das für eine ernsthafte Diskussion gehalten.“
Brigitte Stöber-Harries wünschte sich zum Abschluss, dass der Hund im Stadtbild als freier Hund und Kumpel erhalten bleibt und die Chance erhält, mit uns vertraut zu leben. „Ich hoffe, dass er seine Stärke als freier Hund behalten kann. Das braucht Rücksicht der Halter und große Hilfe der Züchter bei der Auswahl, damit der richtige Hund zum richtigen Halter kommt.“

Michael Rockel betonte, dass Hamburg ein so wunderbares, einfaches Gesetz brauche, wie es jetzt Niedersachsen vorgelegt habe: Ein Gesetz, das ohne Rasselisten auskommt und einzig auf die individuelle Gefährlichkeit des Hundes abstellt. „Insoweit ist der Amtsveterinär gefragt, der jeden Beißvorfall zu untersuchen hat. In Hamburg werden die Veterinäre gar nicht gehört, obwohl sie mit den Beißvorfällen direkt zu tun haben. Wenn also Sachverstand gefragt sein soll, dann müssen gerade auch die Amtsveterinäre gehört werden!“ An die beiden Bürgerschaftsabgeordneten appellierte Rockel, sich für ein bundesweites Heimtierzuchtgesetz einzusetzen und der CDU „dankte“ er dafür, dass deren Pläne für einen generellen Leinenzwang die Hundehalter erst so richtig zusammengeschweißt hätten und damit die Hunde-Lobby Hamburg überhaupt möglich gemacht haben.

Dank an unsere Sponsoren

Für die Unterstützung bei der Ausrichtung des II. Hamburger Hundesymposiums – in Form von Geld- und Sachspenden – dankt die Hunde-Lobby Hamburg folgenden Unternehmen:

City Gold, Gerhofstr. 36, 20354 Hamburg
Konditorei Weber, Hellbrookstr. 61, 22305 Hamburg
Industrie Photo Service, www.ipshamburg.de
Redpoint Image Factory, www.redpoint.de
BüroTuning Kompetenter Service rund ums Büro, lindemann@buerotuning.de
CAD-Konstruktion, www.cad-konstruktion-hamburg.de
Anwaltskanzlei Rockel, www.anwalt-rockel.de
iNSECURA, www.insecura.de

… und den vielen fleißigen Helfern!

DVD vom Symposium

Vom Live-Mitschnitt der Veranstaltung gibt es eine DVD, die gegen eine Kostenpauschale von 10 Euro zzgl. Porto über presse@hundelobby.de zu bestellen ist.