Rottweiler verletzt Achtjährige

Ganz Hamburg verfolgt dieser Tage die Medienberichte über den Angriff des Rottweilers „Sheitan“ auf die kleine Sophia. Einmal mehr ist es in unserer Stadt zu einer vermeidbaren Beiß-Attacke eines Hundes auf ein Kind gekommen. Neben der Sorge um das kleine Mädchen, dass – selbst wenn die Wunden verheilt sind – möglicherweise zeitlebens unter dem Trauma des Vorfalls leiden wird, gilt unsere Sorge aber auch den vielen gut sozialisierten und gut erzogenen Hunden, die erneut Gefahr laufen, in Sippenhaft genommen zu werden.

Dabei hatten sich unsere politisch Verantwortlichen so in Sicherheit gewogen. Bereits 48 Stunden nach dem Tod des kleinen Volkan wurde mit „heißer Nadel“ die seinerzeit härteste Hundeverordnung der Bundesrepublik „gestrickt“. Drei Jahre später bescherte der CDU/FDP/Schill-Senat seinen Bürgern den Städtischen Ordnungsdienst (SOD), der seither unnachgiebig freilaufende Hunde in den Hamburger Grünanlagen verfolgt und damit vermeintlich für Sicherheit sorgt.

Und nun ist es doch wieder passiert: Dieses Mal verletzt ein Rottweiler ein kleines Mädchen. Doch die Rasseliste konnte Sophia nicht schützen und auch der SOD war nicht zur Stelle. Vielmehr werden Vorwürfe gegen die Behörden laut, wie im Falle Volkan, wieder einmal versagt zu haben. Bereits im vergangenen Jahr hatten – Pressemeldungen zufolge – Nachbarn des damaligen Hundehalters die Polizei und das Bezirksamt über den immer wieder auffälligen Rottweiler informiert. Die Behörden aber hätten nicht reagiert. So traurig der Vorfall auch ist, so vermeidbar war er. Denn die bestehenden Gesetze und Verordnungen sehen entsprechende Möglichkeiten vor, gegen auffällig gewordene Hunde und ihre Halter vorzugehen – man muss sie nur anwenden.

Der Fall macht aber eindrucksvoll deutlich, dass die Gefährlichkeit eines Hundes eben nicht von seiner Rasse, sondern von seinem Halter abhängt. Die Schuld liegt ganz eindeutig nicht bei dem Hund, sondern bei seinem verantwortungslosen Vorbesitzer. Aber auch die letzte Halterin, Ilka H., muss sich den Vorwurf gefallen lassen, sich maßlos überschätzt zu haben, als sie einen Problemhund übernahm, ohne sich professionelle Unterstützung bei seiner Erziehung zu holen. Sich, dem Hund und nicht zuletzt der kleinen Sophia und ihren Eltern hätte sie einiges erspart, wenn sie wenigstens so vernünftig gewesen wäre, dem Hund den mitgeführten Maulkorb anzulegen. Doch solange der SOD seine vornehmste Aufgabe darin sieht, die Einhaltung der Leinenpflicht von jedem friedfertigen „Fiffi“ zu überprüfen, statt den Hinweisen auf tatsächlich gefährliche Hunde nachzugehen, kann sich so ein Unglück wie das in Bramfeld jederzeit wiederholen.

Was wir jetzt keinesfalls brauchen ist, dass die politisch Verantwortlichen erneut in blinden Aktionismus verfallen. Die Aufnahme des Rottweilers auf die Rasseliste – wie von Michael Fuchs (tierschutzpolitischer Sprecher der CDU-Bürgerschaftsfraktion) angedacht – oder die Verhängung eines generellen Leinenzwangs für alle Hunde – wie es SPD-Fraktionschef Michael Neumann fordert – würde die Bevölkerung auch nur solange in Sicherheit wiegen, bis der nächste Hund eines verantwortungslosen oder auch nur ungeeigneten Halters – dann vielleicht ein Schäferhund – ein Kind verletzt. Es wird endlich Zeit, dass sich die Hundeverordnung an den Haltern orientiert. Was wir brauchen, sind Regeln, die es – auch im Interesse des Hundes – nicht jedem „Deppen“ möglich machen, aus einem ursprünglich freundlichen Welpen – gleich welcher Rasse – einen unerzogenen oder gar gefährlichen Hund zu machen.

Letztendlich ausbaden müssen den neuerlichen Vorfall heute schon wieder die vielen gut sozialisierten und gut erzogenen Hunde und ihre verantwortungsbewussten Halter/innen. Sie werden einmal mehr in die Verantwortung genommen für die Verfehlungen einiger weniger. Lassen wir uns davon aber nicht entmutigen. Lasst uns weiter mit gutem Beispiel vorangehen – mit Respekt, Rücksichtnahme und Gassibeuteln – damit unsere vierbeinigen Begleiter auch zukünftig als freie Hunde unter Beweis stellen können, dass sie doch der beste Freund des Menschen sind.

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