Fünf Jahre danach

Volkan | 20.06.2005

Fünf Jahre danach
SASCHA BALASKOAm 26. Juni 2000 zerfleischten zwei Kampfhunde den Sechsjährigen in WilhelmsburgVolkan wäre heute elf Jahre alt. In diesem Alter klettern Jungs auf Bäume, spielen Fußball, ärgern die Mädchen in ihrer Klasse. Volkan kann all das nicht erleben. Vor fünf Jahren, am 26. Juni 2000, starb der damals sechsjährige Junge nach einer Kampfhund-Attacke. Pitbull „Zeus“ zerfleischte ihn im Blutrausch auf einem Schulhof in Wilhelmsburg.

Der kleine Jungen hatte keine Chance, als der Kampfhund zusammen mit dem Staffordshire „Gipsy“ auf das Gelände der Schule in der Buddestraße stürmte, eine Gruppe spielender Kinder angriff. Die beiden Hundhalter Ibrahim K. (23) und Silja W. (19) versuchten noch, die Bestien zurückzureißen, doch da hatte sich Zeus schon in sein Opfer verbissen. Als Polizisten die Hunde schließlich mit mehreren Schüssen stoppen, liegt Volkan schon regungslos auf dem Rasen. Wenig später erliegt er seinen Verletzungen. Der Pitbull hat sein Gesicht regelrecht zerfetzt. Der Anblick, das Schicksal des wehrlosen Kindes – ein Schock auch für die Polizisten. Mehrere müssen in psychologische Behandlung.

Im Januar 2001 wurde Ibrahim K. wegen fahrlässiger Tötung zu dreieinhalb Jahren Gefängnis verurteilt. Im November 2002 verfügte die Ausländerbehörde seine Ausweisung in die Türkei – K. wurde abgeschoben. Seine Freundin Silja W. bekam ein Jahr Jugendstrafe auf Bewährung. Bei der Verhandlung im Gerichtssaal: Volkans Eltern Ayver und Kali K. – die Gesichter eingefallen, die Haare ergraut. Sie sind am Tod ihres Jungen zerbrochen.

In der Stadt sorgte das Urteil für Diskussionen. „Zu milde“, so der häufigste Vorwurf. 2001 verschärfte Hamburg seine Hundeverordnung. Bestimmte Rassen müssen seitdem Maulkörbe und Leinen tragen. Gegen ein Zuchtverbot klagten Kampfhunde-Besitzer – vergeblich. Es sei vertretbar, Bullterrier-Varianten als besonders gefährlich einzustufen, da sie überdurchschnittlich oft zubeißen, so die Richter des Bundesverfassungsgerichts im März 2004.

Offenbar wirken die Maßnahmen. Die Zahl der Kampfhunde-Attacken verringerte sich von 53 im Jahr 2000 auf sechs 2004. Eine positive Entwicklung – doch für Volkan kommt sie zu spät.

Ihre Tränen werden wir nicht vergessen: Die Eltern Kali (l.) und Ayver K. weinen um ihren toten Volkan

https://www.mopo.de/nachrichten/102_panorama_81989.html

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