11.884 Unterschriften gegen den generellen Leinenzwang

Sehr geehrter Herr von Beust,

in zahlreichen Gesprächen mit Ihren Kollegen haben die Betroffenen durch die Hunde-Lobby und andere Initiativen praktikable, sinnvolle Vorschläge für die Ausgestaltung des neuen Hundegesetzes gemacht. Ausgewiesene Fachleute haben Gutachten vorgelegt, aus denen hervorgeht, dass Rasselisten und ein genereller Leinenzwang nicht konform mit dem Bundestierschutzgesetz gehen und in weiten Teilen kontraproduktiv, ja sogar blanker Unsinn sind.

Unsere Forderung nach einer Überarbeitung der völlig überholten Grünanlagenverordnung mit gleichzeitiger Freigabe der Grünanlagen (zumindest in weiten Teilen) für freilaufende, gut sozialisierte Hunde wird mit wenig stichhaltigen Argumenten vom Tisch gefegt, während zeitgleich der Forderung der Radfahrer nach Freigabe der Grünanlagen ohne jegliche „Gegenleistung“ nachgegeben wird. Kein Fahrrad-Führerschein, keine Haftpflichtversicherungspflicht und schon gar keine Kennzeichnung der Radfahrer!

Mit fassungslosem Entsetzen verfolgen wir Ihren sinnlosen und wüsten Aktionismus in Sachen Hundegesetz im Interesse der vermeintlichen Sicherheit der Hamburger Bürger. Dabei entgeht Ihnen völlig, dass Sie tausende unbescholtener Bürger diffamieren – ohne auch nur einen einzigen der wirklich Schuldigen zu treffen.

Verstehen Sie das unter Bürgernähe, sich an den wenigen schlechten Beispielen einer großen Gruppe zu orientieren?

Wir erwarten, dass Sie damit aufhören, den Bürgern Sand in die Augen zu streuen.
Sie glauben doch nicht allen Ernstes, dass jemand, der sich bislang nicht an bestehende Verordnungen gehalten hat, sich zukünftig an ein nicht nachvollziehbares Gesetz halten wird. Egal, wie scharf Ihr Hundegesetz ausfallen wird, kriminelle Individuen, die
Hunde missbrauchen, werden sich nicht abschrecken lassen und vor Unfällen mit Hunden wird es die Menschen auch nicht schützen können.

Sie und die Massenmedien werden nicht müde, immer wieder den bedauerlichen Tod des kleinen Volkan im Jahr 2000 (dass hier die Hauptschuld  bei den Behörden lag, wird stets verschwiegen)  in Erinnerung zu rufen, wenn es um mehr Überwachung, mehr Präventionen und um die weitere Beschneidung von Bürgerrechten für die HundehalterInnen geht. Wohl auch in der Annahme oder Hoffnung, das neue Gesetz leichter und unkritischer durch- und umsetzen zu können. Und die Medien haben ein Auflagenträchtiges Thema, das sich immer wieder neu aufkochen lässt.

In Wahrheit stellt sich die Situation wie folgt dar:
Wenn 30.000 angemeldete Hunde (und es gibt tatsächlich weit mehr!) dreimal täglich eine Runde drehen und dabei im Schnitt jeweils fünf Menschen begegnen, macht das in einem Jahr 328.500.000 Spaziergänge mit 164.250.000 Kontakten zwischen Menschen und Hunden – 164 Millionen 250 Tausend, niedrig gerechnet. Dagegen weist die Beißstatistik 445 Vorkommnisse für 2004 aus. Allerdings: 243 dieser von der Presse gern so genannte „Beißattacken“ fanden unter Hunden statt. Und die verbleibenden 202 Bisse gegen Menschen passierten überwiegend auf Privatgrund oder daheim in der Familie, nicht beim Gassigehen oder in öffentlichen Parks.

Das neue, unter Druck der Medien geplante Hundegesetz zeigt nur zu deutlich:

  • Absolute Inkompetenz in Sachen Hundehaltung
  • Die Grundlage des neuen Hundegesetzes beruht auf vielen Unwahrheiten und der Hetze der Medien (Beispiel Sugar: der gefährlichste Hund Deutschlands).
  • Es geht um das Abkassieren von Bürgern durch den SOD in den Grünanlagen (Mehr als 30 Jahre wurde die Nutzung der Grünanlagen durch HundehalterInnen und RadfahrerInnen toleriert, es gab keine nennenswerten Vorfälle mit Hunden und Kindern).
  • Die damit verbundene Verschwendung von Steuergeldern (SOD, Hundezentralregister, Überwachung der Hundeführerscheine, Schaffung von Freilaufflächen usw.) wird billigend in Kauf genommen.

Das neue, unter Druck der Medien geplante Hundegesetz hat zur Folge:

  • Jede Menge Ärger und Frust bei den HundehalternInnen, die sich in diesem Zusammenhang NIE etwas haben zu Schulden kommen lassen.
  • Die Vernichtung von (qualifizierten) Arbeitsplätzen in Tierkliniken, bei der Futter- und Zubehörindustrie, Hundesittern, Tierpensionen usw. Denn es ist zu erwarten, dass viele Hunde nach Inkrafttreten des Gesetzes  im Tierheim landen und aufgrund der verschlechterten Vermittlungssituation getötet werden.
  • Viel Leid in Familien mit Kindern und Hund (Haben Sie eigentlich mal die Kinder zu diesem Thema befragt?).
  • Kinder werden missbraucht (indem Sie den Bürgern vorgaukeln, dass das alles nur zu deren Sicherheit geschieht), um Ihre persönlichen, politischen Ziele durchzusetzen. Dabei ist doch europaweit bekannt, wie kinderfeindlich Deutschland ist.

Das neue Hundegesetz ist eine riesige, sinnlose Volksverdummung. Deshalb kann es nur eine Forderung geben: Abschaffen und die bestehende Hundeverordnung anwenden.

Das neue Hundegesetz gaukelt nach Ansicht aller Experten Sicherheit vor, ohne tatsächlich mehr Sicherheit zu bringen.

Das neue Hundegesetz soll klare, einfache und nachvollziehbare Regeln schaffen. Allein die bürokratische Ausnahmeregelung „Hundeführerschein“ mit den nur scheinbaren Vorteilen für „Führerschein-Inhaber“ belegt den Unsinn der Gesamtmaßnahme.

Das neue Hundegesetz wird für Kinder keinen Deut mehr Sicherheit bringen, denn in jeder Gesellschaft lauern jederzeit und überall Gefahren (im ersten Halbjahr 2005 wurden allein in Hamburg bereits weit mehr als 350 Fälle von vernachlässigten oder missbrauchten Kindern gemeldet – die Dunkelziffer dürfte 50 x höher liegen. Jeden Tag verunglücken auf Hamburgs Strassen mehr als 30 Menschen im Straßenverkehr).

Die freiheitlich, demokratischen Grundrechte von Eltern werden deswegen noch lange nicht beschnitten. Sehr wohl aber die der verantwortungsbewussten HundehalterInnen, obwohl alle Statistiken belegen, dass die Sicherheit von Kindern nur in Ausnahmefällen durch Hunde beeinträchtigt wird.

Warum wird jeder Vorfall mit Hund von den Medien und Politikern so in den Vordergrund gerückt, während die zahlreichen Verkehrstoten (darunter auch viele Kinder) und die vielen missbrauchten Kinder billigend in Kauf genommen werden? Wo bleiben Ihre Gesetze zum Schutz dieser meist über Jahre geschundenen Kinder (Fall Jessica)? Kein Hund eines verantwortungsvollen Hundebesitzers begeht solche Grausamkeiten.

Anliegend finden Sie 5.284 Unterschriften, gesammelt von der Hunde-Lobby, und 6.600 Unterschriften, gesammelt von der Initiative leinenlos,  insgesamt also
                     11.884 Unterschriften gegen den generellen Leinenzwang.

Wir appellieren daher an Sie, diesen schlechten und missglückten Wahlkampf-Gag ganz schnell wieder zu begraben. Sie laufen ansonsten Gefahr, dass die 60.000 HundehalterInnen dieser Stadt – gemeinsam mit ihren Angehörigen – den politisch Verantwortlichen für dieses Gesetz bei der nächsten Wahl die „rote Karte“ zeigen werden.

Mit freundlichen Grüssen

Michael Rockel
1. Vorsitzender
Hunde-Lobby e.V.

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