Das große Chaos

Die Details zur verschärften Verordnung stellen Politiker vor Probleme

Das neue Hundegesetz – Hamburgs Politiker beißen sich an den Details die Zähne aus. Besonders großes Hindernis: das geplante Gardemaß von 40 Zentimetern Schulterhöhe. Alle Hunde, die größer sind, dürften nur ohne Leine laufen, wenn der Halter einen Hundeführerschein gemacht hat. Fachleute halten diese Regelung für kaum praktikabel. Oder muss der Städtische Ordnungsdienst ab Herbst mit dem Zollstock in den Parks patrouillieren und um jeden Zentimeter feilschen?

„Das ist eigentlich gar nicht machbar, die Abgrenzungsprobleme sind zu groß“, so SPD-Innenexperte Andreas Dressel. Die Festlegung auf 40 Zentimeter sei auch zu willkürlich. „Mischlinge aus Kampfhund und Kleinhund könnten sogar kleiner ausfallen und so der Anleinpflicht entgehen“, fürchtet Dressel. Und Fachleute melden rechtliche Bedenken wegen des Gleichheitsgrundsatzes an. Der CDU-Abgeordnete Michael Fuchs meint: „Hund ist Hund, wir sollten den Größenpassus weglassen.“

Entschieden ist nichts. Sollte aber das Gardemaß fallen, so können sich auch die Besitzer kleinerer Hunde auf einiges gefasst machen. Denn dann müssten alle Halter, die aufs Anleinen verzichten wollen, einen Hundeführerschein vorweisen – und zwar jedes Familienmitglied, das mit dem Tier Gassi geht.

CDU und SPD favorisieren diese pauschale Regelung. Fuchs: „Jeder, der sich einen neuen Hund anschafft, sollte einen solchen Führerschein machen.“ Wer den Leinenzwang nicht wolle, der müsse Einsatz zeigen. Fuchs: „Wer allerdings seit 15 Jahren Hundesteuer zahlt und nie einen Vorfall mit seinem Tier hatte, dem könnte man die Prozedur ersparen.“

Damit möglichst viele „Herrchen“ und „Frauchen“ sich schulen lassen, winken viele Privilegien als Belohnung. Dressel: „Wir wollen in Parks und Grünanlagen zu bestimmten Tageszeiten oder auch Jahreszeiten das freie Tollen von Hunden zulassen. Aber nur für Halter mit Hundeführerschein.“

Tierheimchef Wolfgang Poggendorf sieht den Hundeführerschein kritisch. „Das klingt gewaltig und macht den Leuten Angst.“ Aus seiner Sicht würde ein einfacher Erziehungskurs (zehn Stunden) ohne Prüfung genügen. „Zentral sind dabei Grundbegriffe wie bei Fuß gehen, Platz machen und am Standort bleiben, wenn der Halter weggeht.“ Diesen Gehorsam habe bisher allerdings nur die Hälfte aller Hunde in Hamburg.

SANDRA SCHÄFER

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