Park an der Isebek: Künftig zu naturnah für Hunde
Es klingt doch eigentlich ganz wunderbar. Der Park am Kaiser-Friedrich-Ufer in Eimsbüttel soll für rund 800.000 Euro aufgewertet werden: pflanzen- und tierfreundlicher soll er künftig sein, kurz: naturnah. So naturnah, dass leider gerade für jene Gruppe kein Platz mehr ist, die ihn an 365 Tagen im Jahr am stärksten nutzt. Bei Wind und Wetter – morgens, mittags, abends. Es sind die Hunde nebst ihren Besitzern, die hier ab jetzt allenfalls am Rande geduldet sind. Die Befreiung von der Anleinpflicht für geprüfte Hunde wurde aufgeboben, es gilt fortan eine allgemeine Anleinpflicht. Grünflächen für Hunde wird es nicht geben. Eine Harmonisierung unterschiedlicher Interessen geht anders…
Runder Tisch Eimsbüttel: Gras und Hund passen nicht zusammen
Einen Grund für die strengere Regelung nennt der „Runde Tisch“ des Bezirks besonders häufig: Man habe entschieden, dass hier ein Langgras wachsen soll. Und das vertrage nun mal keinen Hundekot. Dass dieser eh von 90 Prozent aller Hundebesitzer brav aufgesammelt wird, interessiert dabei nicht. Weshalb es partout dieses Gras sein musste, bleibt offen.
Kurz und gar nicht gut: Hunde sind aus Sicht des runden Tisches und nun offenbar auch des Bezirksamtes, kein Teil der örtlichen Natur. Zumindest kein erwünschter. Ganz im Gegenteil, Hunde seien vielmehr eine große Gefahr. So bricht es bei der Info-Veranstaltung des Bezirksamts Eimsbüttel aus dem oft und lang referierenden Herrn Dr. Duchrow vom „Runden Tisch“ heraus: „Hunde sind Raubtiere, die von Wölfen abstammen!“
Soziale Funktion von Hunden
Die Domestizierung des Hundes, die sich in den 30.000 Jahren des Zusammenlebens von Mensch und Hund vollzogen hat, scheint die extreme Abwehr, die nun zum Kanon wird, nicht weiter zu belasten. Ebenso wenig die Tatsache, dass es in diesem Viertel seit vielen Jahren ein harmonisches Zusammenleben von Menschen mit und ohne Hunden gibt.
Überdies erfüllen Hunde schlichtweg für sehr viele Menschen eine wichtige soziale Funktion. Hier kennen sich die Besitzer, viele sind befreundet, machen gemeinsame Ausflüge, Urlaube und anderes. Welchen sozialen und gesundheitlichen Nutzen Hunde haben, ist längst gut erforscht. Bei Erkrankungen von Depressionen bis zu Stresssyndromen ist es die Bindung zum eigenen Hund, die eine schnellere Genesung ermöglicht; in Büros sorgen die wölfischen Nachfahren nachweislich für eine stressreduzierte Atmosphäre; von Kindergärten bis Seniorenheimen werden die Tiere pädagogisch und therapeutisch eingesetzt.
Um es ganz deutlich zu sagen: Es gab und wird immer Menschen geben, die eine rational nicht erklärbare Abneigung bis Abscheu gegenüber Hunden haben. Damit müssen Hundehalter leider leben. Womit sie aber nicht leben müssen, ist die weitgehende behördliche Negierung ihrer Interessen.
Ein gar nicht runder Tisch
Initiiert hat die Aufhebung der Befreiung von der Anleinpflicht für geprüfte Hunde der „Runde Tisch“ des Bezirks. Nur leider war niemals ein Vertreter der Hundebesitzer eingeladen.
Kein einziger Hundebesitzer war informiert
Allein in einer Facebook-Gruppe des Viertels sind aktuell 93 Hundebesitzer verbunden. Kein Einziger hatte von den Aktivitäten zur Einschränkung seiner Rechte erfahren. Es war erst ein „Abendblatt“-Artikel, der dies einer breiten Öffentlichkeit offenbarte. Dass hier bauliche Veränderungen geplant waren, war durchaus Vielen von Infoblättern im Park bekannt. Doch keiner sah automatisch eine Veranlassung, davon auszugehen, dass mit diesen Veränderungen eine Aufhebung der gemäßigten Bestimmung einhergehen würde. Gegen einen verschönerten, ökologisch wertvollen Park hatte und hat keiner der Hundehalter etwas. Im Gegenteil.
Gegen Ende des Infoabends räumt der Moderator des runden Tisches ein, dass man die Gruppe der Hundebesitzer wohl übersehen habe. Doch wie kann das sein, wenn die Hunde doch seit Jahren so ein Ärgernis gewesen seien, wie es die Vertreter des runden Tisches unermüdlich beklagen?
Man muss nichts Böses denken wollen, wenn sich einem beim de facto Ausschluss der Hundehalter folgender Eindruck aufdrängt: Die Hundehalter waren am „runden Tisch“ natürlich nicht erwünscht. Zumindest nicht seitens der Teilnehmer, die so ungestört ihre Vorstellungen realisieren konnten. Weshalb aber haben die Vertreter des Bezirksamtes die Hundebesitzer nicht aktiv informiert, obwohl sie eine der großen und unübersehbaren Gruppen ist, die den Park nutzen?
Versäumnis eingestanden
„Ein Versäumnis“, so der Moderator des runden Tisches, Jürgen Roloff. Richtig. Nur ist es ein Versäumnis, dass in den Lebensalltag der Hundebesitzer nun empfindlich eingreifen soll. Denn die einzig verbleibenden Auslaufflächen in der Nähe, sind etwa am Kreisverkehr gelegene Austritte, die im günstigsten Fall zur artgerechten Haltung eines Chihuahuas dienen.
Bleibt die Frage, weshalb seitens des Bezirks nur minimalste Zugeständnisse an die Interessen von Hundehaltern gemacht werden und keine angemessenen Auslaufflächen in lokaler Nähe der Wohngebiete geschaffen werden. Am Ende des Tages ist es der Job der Volksvertreter, die Interessen aller Steuerzahler zu berücksichtigen – auch jener, die plus der üblichen Steuer eine Hundesteuer entrichten.
Ganz so einfach werden sich die Hundebesitzer mit der aktuellen Situation nicht zufrieden geben. Es werden weiter Unterschriften gesammelt. Im Viertel liegen die Listen in verschiedenen Geschäften aus, z.B. in der „Tierbar“ im Eppendorfer Weg. Beim nächsten Termin des Kerngebietsausschusses (6.2.2017, Grindelberg 66, Raum 1275, ab 18 Uhr) haben Hundebesitzer die Gelegenheit, Fragen an die Parteien zu stellen. Eine Gelegenheit, die sie nutzen werden, um die Unterstützung ihrer demokratischen Vertreter einzufordern.
Dr. Kai Kaufmann
Es sind nicht die Hunde, die die Natur zerstören, aber das will ja immer keiner hören. Hunde bieten sich da ja so schön als Alibi oder Sündenbock an.
Und Vögel mit einem erheblichen Ruhebdürfnis lassen sich nicht in vielfrequentierten Parks nieder. Vielleicht sollte man auch mal darübernachdenken, über andere wilde Tiere, die es wagen, die immer gern herbeizitierten Bodenbrüter zu stören, irgendeinen Zwang zu verhängen, z.B. Ratten, Mader usw. Gut, jetzt ist es „Langgras“. *rotfl*
Hallo Herr Vieth, ich denke, es sollten die Interessen aller Nutzer des Parks berücksichtigt und harmonisiert werden. Dass Hundebesitzer den Park häufig frequentieren, ist außer Frage: 365 Tage im Jahr, morgens, mittags, abends. Unsere Belange sollten also keine geringere Rolle spielen als Ihre. Übrigens teilen wir ganz sicher den Wunsch nach einem schönen, gepflegten, grünen Park. Mit dem sog. Hundeführerschein ist nachgewiesen, dass die Hunde keine Gefahr darstellen und abrufbar sind. Soviel Vertrauen, dass wir in diesem Rahmen verantwortungsbewusst handeln, dürfen wir erwarten. Man muss nicht nachvollziehen können, dass Hunde Teil unserer Familien sind, dass wir sie schlicht lieben; man muss es nicht verstehen, aber man muss es akzeptieren.
Die Pflanzung von Langgras ist nur ein Grund für die Anleinpflicht – jedoch keineswegs der wichtigste!
Ohne Leine stöbern, spielen und laufen die Hunde im Uferbereich, Büschen und Sträuchern. Dabei wird nicht nur das für alle Menschen wichtige „Grünvolumen“ in Mitleidenschaft gezogen sondern z.B. Vögel erheblich beim Brutgeschäft, Jungenaufzucht und Nahrungssuche erheblich gestört bzw. aus dem Park vertrieben.
Harald Vieth, häufiger Parkbesucher
Die Pflanzung von Langgras hat doch wohl eher den Vorteil für die Verwaltung, dass sie Mähintervalle verlängern kann. Was in dieser Diskussion nur zu gerne unter den Tisch fällt ist, dass es um geprüfte von der Leine befreite Hunde geht. Wer diese Prüfung mit seinem Hund ablegt, zeigt schon einmal, dass er sich seiner Verantwortung für einen sozialverträglichen Vierbeiner bewusst ist. Die Prüfung bestehen nur die Hund-/Haltergespanne, bei denen der Mensch den Hund zuverlässig abrufen kann und zudem vom Hund keinerlei Belästigungen ausgehen. Dass nicht nur am Isebekkanal auch Hunde ohne diese Prüfung herumlaufen und möglicherweise zu Unmut oder Störungen der Natur führen können, kann nicht die Schuld dieser verantwortungsbewußten Hundehalter sein, die mit der Rücknahme der Leinenbefreiung am Kaifu jetzt in Sippenhaft genommen werden. Es ist vielmehr Aufgabe der Verwaltung und der politisch Verantwortlichen für die Einhaltung des jetzt schon gültigen Leinenzwangs für alle nicht geprüften Hunde zu sorgen.